Reise 2007 - Videos
Kleine‘s Ausflug auf Capri
Wenn man an Capri denkt kommen einem sämtliche napoletanischen Lieder in den Sinn. Die Schmalzigen! Vielleicht weiss die eine oder andere auch, dass es auf Capri, oder besser gesagt unter Capri, eine blaue Grotte gibt, die man unbedingt gesehen haben muss.
Wir fahren mit der Aliki zu der blauen Grotte. Dass wir so nicht „en famille“ rein können wissen wir. Wir erkunden, ob man auch über die Landstrasse zur Grotte kommen kann. Denn der Böötlitripp mit anderen Touristen ist uns eigentlich etwas zuwider.
Wir fahren der steilen Felsküste entlang Richtung Marina Grande. Nicht nur die Marina ist gross auch die Anlege- und Übernachtungsgebühr haut uns um. 70 Eumel ohne Wimpernzucken verlangt der Hafenmeister. Obwohl mir mit unseren zwei Hafenjokern anmarschiert sind.
Uns ist klar, wir suchen die billigste Variante, um zu dieser Grotte zu kommen. Die sauber geputzen, weissen „Capriolets-Vans“ sind wahrscheinlich zu teuer. Denn die gutbetuchten Touristen, die hier rumkutschiert werden, scheinen mehr Geld in den Taschen zu haben als wir. Also suchen wir die Busstation und stellen uns hinter den Leuten an, die auf den Einstieg ins kleine, schmale, orange Büssli wartet. Wir sind die letzten und quetschen uns grad noch in den Bus. Lynn hat Glück und darf sich zwischen ein deutsches Ehepaar setzen. Bei ihnen erkundigen wir uns wie man zur blauen Grotte kommt. Sie erklären uns, dass wir umsteigen müssen. Die Strassen sind schmal und der Busfahrer fährt unserer Meinung nach viel zu schnell. Es stellt einem fast der „Schnuf“ ab. Die kreuzen in einer Selbstverständlichkeit oder überholen die dreirädrigen „Töffliwägli“. Hätte man die Finger aus dem Fenster gehalten, man würde sie an den Mauern aufschürfen.
Die Strasse führt immer höher und höher und HJ wird’s langsam mulmig als es nur noch „bolzagrad sLoch“ runter geht. Trotzdem sehen wir sehr viel von der Insel aus der Vogelperspektive. Wir wechseln den Bus und Nea will unbedingt alleine sitzen und nicht mehr im Ergo sein. Sie läuft während der ganzen Fahrt im Bus rum. Nur noch eine junge Frau fährt mit. Angekommen bei der blauen Grotte laufen wir die steile Treppe runter. Zum Glück … die Ruderbötli sind noch da. Nach uns niemand anderes. Noch ein Italiener will auch noch mit uns ins Bötli. Wir stellen uns das ganze bei Hochsaison vor. Die Treppe voll mit Touristen, rot-verbrennte Arme und Wadlis, weisse Capri-Hosen, dazu die passende weisse Schirmmütze mit einer CAPRI- Strasssteinli-Schrift, viel zu kleinen Ballerinas und LV-Handtasche und modisch grosser Sonnenbrille. Nicht zu vergessen das Glitzer T-Shirt mit Sicht aufs rote Decoltée.
Zurück zu unserem Bötlifahrer, der sich noch erbarmt uns auf sein Bötli einzuladen. Schnurstracks fährt er mit uns zu einem grösseren Boot, wo wir uns von 18 Euros trennen. Die Kinder sind gratis. Dafür sollen wir ihm ein „zümpftiges“ Trinkgeld geben.
Es hat nur wenig Wellengang und doch müssen wir uns bei der knapp 1 m hohen Grotteneinfahrt runter legen. Er zieht sich bei niedrigem Wasserspiegel an einer Kette mit Schuss in die Grotte.
„Schaut zurück zum Eingang. Da wiederspiegelt sich das Sonnenlicht und es bricht. Tatsächlich, es ist wirklich wunderschön blau. Er fängt an zu singen, die bekannten neapolitanischen Lieder. Wer hat sie damals ins deutsche übersetzt und unsere Nation damit beglückt? Es war wohl vor unserer Zeit. Er singt mit Inbrunst, leicht falsch aber aus voller Kehle.
Er bringt uns wieder zurück zum Steg und Hans-Jürg gibt ihm 6 Euro Trinkgeld. Zuviel? Zuwenig? Keine Ahnung. Danach machen wir uns auf den Weg zur Busstation. Der Souvenirladen, an dem wir beim runter steigen vorbei gelaufen sind ist wie von Geisterhand verschwunden. 3 hellblaue Fensterläden lassen erahnen, dass hier mal etwas war.
An der Busstation sitzen 2 alte Frauen und sind von Lynn und Nea begeistert. Sie geben ihnen je eine halbe Orange. 5 Minuten später kommt der Bus und wir fahren wieder zurück. Uns fällt auf, dass die Autos entweder keine Rückspiegel haben oder diese eingeklappt sind oder runter hängen. Es wird uns schnell klar wieso. Beim Umsteigen in Anacapri nehmen wir den Bus nach Capri. Auch hier darf Lynn sich setzen. Nea bleibt auf dem Rücken von HJ. Die Frau, die gleich neben Nea sitzt knetet dauernd ihre Beinli. Nea scheint das nichts auszumachen und plaudert mit den Leuten. Als eine Frau aussteigt rufen einige „Ciao Luisa“. Der Bus schliesst die Tür und Nea ruft „Ciao Luisa“. Die Lacher hat sie auf sicher. In Capri staunen wir nicht schlecht. Es ist mondän und versnobbt. Da kommen wir mit unseren orangen und grünen Crocs grad richtig. Neben LV, D&G, div. hochkarätigen Juwelier- und Schuhgeschäften fahren in den engen Gassen schmale Elektromobils herum. Es wird Hausrat verschoben, Koffer in Hotels gebracht, Mineralwasser geliefert. Und immer wieder auch neben deutschen Touristen Japaner. Mit dem „Gurtebähnli“ fahren wir wieder runter zur Marina Grande. Durch weisse Häuser, Zitronenhaine und Fliederbüsche.
Unten angekommen gibt’s noch ein überbezahltes Eis für alle zusammen. Wir haben an diesem Nachmittag wohl genug gesehen von Capri. Morgen wollen wir dann die Rundtour, die den Touristen angeboten wird mit unserer Aliki selber fahren.